Eintrag Nr 7: Karlamilyi - Der vergessene Nationalpark

Der vergessene Nationalpark

 

 

Nicole

Endlich erreichten wir den Rand des Karlamilyi-Nationalpark.

Keine Umzäunung oder irgendein Schild oder sonst etwas das auf einen Nationalpark hinwies.

Arno

Der Park liegt weit abgelegen zwischen Great Sandy Desert und Little Sandy Dessert

 

Die nächst gelegenden grösseren Ortschaften sind zum einen Marbel Bar. Von dort geht ein 460 km langer Track zum Nordeingang. Zum Südeingang hingegen führt ein 300 km langer Track von der Ortschaft Newman. Der Talawana Track. Wir besuchten also zuerst das Newman Visitor Center da es sich um das nächstgelegenste Touristenbüro handelte..

Auf der 300 km langen Anfahrt lagen keinerlei Sehenswürdigkeit. Bis auf eine einsame Hinweistafel mitten im Nirgendwo. Das war jedoch kein Nationalpark Schild, sondern lediglich eine Erklärung, das vor 100 Jahren hier mal ein Zaun stand. Von diesem Zaun war jedoch heute überhaupt nichts mehr von übriggeblieben. Mangels an Historischen Stätten, hatte man eben einfach diese Schild aufgestellt.

Nicole

So besichtigten wir wieder einmal ein Hinweisschild, das eigentlich auf nichts hinwies.

Bereits vorher, in dem am „nächsten“ gelegene Touristenbüro der Ortschaft Newmann ,konnte man uns keine genaue Auskunft zu dem Park geben. Nur das es 50 km in diese Richtung und weiter 250 km über eine ungeteerte rote Waschbrettpiste zum Park gehen würde. Es gebe keine Gebühren, keine Einkauf oder Tankmöglichkeiten, kein Trinkwasser, keine Toiletten oder sonstiges . Nur raue Wege durch den Park die ausschließlich mit einem Geländewagen zu befahren sind., der immerhin der größte in West Australien ist.

Eine Hochglanzbroschüre, wie für die anderen Nationalparks, gab es nicht. Jedoch eine handgezeichnete Karte hatten sie für uns. Die Karte wurde anscheinend mal von einem ehemaligen Traveller erstellt. Weil jedoch so gut wie niemand danach fragte, musste die für uns kopiert werden.

 

 

Arno

Oben links in der Ecke stand da, das gerade – zum Zeitpunkt des Erstellen - Bomben auf den Kosovo und Serbien fallen. Ein Hinweis auf das beträchtliche Alter von diesem Roadmap- Zettel. Unten konnten wir dann noch die Jahreszahl 1999 lesen.

 

Nicole

Das war, wie soll ich sagen, eine recht bescheidene Information die wir dort bekamen..

Erstaunlich war auch das selbst die Minenarbeiter, mit denen wir in Newman gesprochen hatten, zwar alle den Karijini Nat Park kannten – den wir zu einem späteren Zeitpunkt besuchen möchten. Jedoch den Karlamilyi-Park der vorher Rudall River Park hieß, den kannte keiner.

 

 

Arno

Wir hatten diesen doch eigentlich auch gar nicht auf unseren Plan gehabt.

 

 

Nicole

Das stimmt. Denn der Karlamilyi-Park war auch richtig weit abgelegen, in der Great Sandy Dessert und passte daher nicht so in der Routenplanung. Die Empfehlung dorthin zu fahren, hatten wir von Ray bekommen. Mit seinem großen Bus, der einen angehängten PKW, nebst ein 200 Liter Dieselfass, hinter sich herzog, kam er gerade von dort. Er erzählte begeistert vom Wild life in diesem Park, Das er mit dem Bus 10 Tage dort im Sand fest steckte, war dabei eher nebensächlich.


Arno

Ich fand es toll das du unser Vorhaben, zum näheren Mount Augustus Nationalpark zu fahren ändern wolltest. Ich war auch gleich damit einverstanden, unsere Richtung zu wechseln um den Wendekreis des Steinbocks bzw. Tropic of Capricorn zu überqueren. Das bedeutete das wir

erst mal 200 km bis zu der 7000 Einwohner großen Minenstadt Newman fahren. Von dort fuhren wir 2 Tage über den Talawana Track bis zum Parkeingang.

Dabei kamen wir an den mehren Kilometer langen Eisenerz Güterzug vorbei, der den Abbau regelmäßig nach Port Headland transportiert. Dort wird es weiter nach China verschifft, da es für die Verarbeitung in Australien zu wenig Wasser gibt.

 

 

Dabei kamen wir an den mehren Kilometer langen Eisenerz Güterzug vorbei, der den Abbau regelmäßig nach Port Headland transportiert. Dort wird es weiter nach China verschifft, da es für die Verarbeitung in Australien zu wenig Wasser gibt.D

Nicole

Weil es spät wurde. übernachteten wir, auf den Weg dorthin, wieder einmal im Busch, sozusagen am Straßenrand. So ein Übernachtungsplatz ist für uns an sich nichts ungewöhnliches.

Aber diese mal war ich verwundert, als am nächsten morgen gleich drei Autos an unsere Übernachtungsstelle vorbei kamen.

Ich hätte nicht gedacht, das diese Straße so stark befahren war.

 

Arno

Ein paar Kilometer weiter sahen wir auch den Grund des vielen Autoverkehr. Ein recht neuer Geländewagen, der die Wellblechpiste vermutlich zu schnell befuhr und dann die Kontrolle über das Auto verloren hatte, lag kopfüber am Strassenrand. Die drei Fahrzeuge hatten also die Verletzten nach Newman gebracht.

 

 


Nicole

Ich versuche mal eine Erklärung:

Um solche Wellblechpisten zu befahren, muss man die optimale Geschwindigkeit finden. Fährt das Auto zu langsam, rollen die Räder durch jedes Wellental, so das das gesamte Fahrzeug enorme Schläge und Erschütterung aushalten muss.

 

Arno

und die im Fahrzeug befindlichen Personen auch.

 

Nicole

Fährt man schneller, berühren die Räder nur noch den oberen Teil der Wellen. Das Fahrzeug wird merklich ruhiger, aber auch deutlich schwammiger, da es die Bodenhaftung verliert.

Fährt man jedoch zu schnell, verliert man mangels Bodenhaftung, die Kontrolle über das Fahrzeug, das sich aufschaukelt und mittels Versuch gegenzulenken, kommt es zum überschlagen.

 

 

 

Arno

Das bedeutet das jeder für sich die optimale Geschwindigkeit finden muss.

Für uns ging es dann weiter, bis zu einer kleinen Abzweigung links,

Da dort lediglich ein ganz kleines unscheinbares Hinweisschild mit der Aufschrift Rudall River stand, fuhren wir erst einmal am Parkeingang vorbei. Von einem üblichen Nationalparkschild war keine Spur. Direkt am Eingang …..

 

Nicole

Wir vermuteten das es der Eingang war, denn es gab natürlich keinerlei Hinweise auf Parkgrenzen.

 

Arno

 

Jedenfalls hielten wir dort, unter schattigen Eukalyptusbäumen der weissen Stämme in der Sonne glänzten, auf so eine Art Campsite mit Wasserpumpe . Diese war schon seit Jahren demontiert. Bereits auf der Handgemachten Karte stand da doch der Vermerk: „Trocken seit 1999“ Weil es bereits sehr heiß war, blieben wir dort unter dem Schatten, den die weiß leuchtenden Bäume uns noch spendeten. Ich war mir ganz sicher ,das hier niemand mehr kommen würde.

Nicole

Doch plötzlich war zwischen den Brummen der zahlreichen Fliegen und den Schreien der Kakadus ein Motorgeräusch wahrzunehmen.

Genau der gleiche Land Cruiser mit Hochdach, wie der unsrige tauchte auf. Damit war ein Schweizer Pärchen unterwegs die den Wagen bereits seit 6 Jahren hatten und damit immer wieder Australien bereisten. Wir verstanden uns auf Anhieb. So waren wir von nun an abends immer in netter Gesellschaft beisammen.

 

Arno

 

Am Tage ging es getrennt weiter über die kleinen Tracks, die durch steile ausgetrocknete Flüsse führte.

Nicole

Weil auf diesen Tracks so selten Fahrzeuge fuhren, konnte zwischen den beiden Fahrspuren das Spinifex Gras enorm hoch wachsen . Einfach dort durch fahren würde eventuell unsern Kühler zu setzen.

 

Arno

Du hattest ja zuvor auf einem Schrottplatz diese Gitternetz gefunden und genau für diesen Zweck mitgenommen.

 

Nicole

Mitten auf dem Track hielt ich an, um mit Kabelbindern diese Gitternetz vor dem Kühler zu befestigen.

 

Das war ganz schön fummelig und alles in der Hitze.


Arno

Verwilderte Kamele die hier im Park lebten waren Scheu und ergriffen die Flucht, sobald wir uns näherten. Viel mehr Tiere gab es nicht zu sehen.

 

Nicole

Es gab aber sehr viele Tierspuren im Sand. An einem frühen morgen kündigte sich, mit lauten Geheule, ein merkwürdiger Besucher an. Ein Dingo kam zu der Wasserstelle an der wir uns im weichen Sand fest gefahren hatten und dort nun campierten.

 

Arno

Da rund um uns Bäume wuchsen, brauchten wir diese mal nicht zu graben, sondern brachten die Seilwinde zum Einsatz, mit der wir ohne Anstrengung schnell wieder frei waren.

 

 

Nicole

Die nächsten beiden Nächte verbrachten wir in einer Schlucht im roten Zentrum des Parks bei den drei Hauptpools die oasenartig von roten Klippen umgeben sind. Zu dem weitesten Pool hatten wir einen 50 Minütigen wegelosen Fussmarsch durch den steinigen Fluss gemacht.

 

Bei den mittleren Pools wolltest du unbedingt auf die andere Seite schwimmen, da dort in der Felswand ein Höhleneingang zu sehen war, der deinen Entdecker drang erweckt hatte..

Arno

Deshalb hatte ich mir am folgenden Tag das Waveboard mitgenommen und mich damit in das dunkle Wasser gestürzt. Das Waveboard brauchte ich damit ich in der roten Felswand besser aus dem Wasser hochkam. .

 

Die Höhle hatte ein Durchgang und dazwischen ging es zu meinen Vergnügen auch tiefer rein. Fledermäuse die ich aufgeschreckt hatte, umflatterten mich .An der Höhlen Decke hing so etwas wie kleine schwarze Tropfsteine und an einem dieser Steine war etwas. Beim genaueren Betrachten erkannte ich das sich diese etwas bewegte. Es war eine Schlange die sich dort an der Höhlendecke festklammerte.

Nicole

Und nun klickt mal auf das Bild um es zu vergrößern und schaut euch mal Arnos Ellenbogen an.

 

Das war dass Resultat dieser kleinen Erkundungstour.


Arno

Ja ich weiß ist echt eine fette Beule. Aber zum Glück schmerzfrei. Hat aber nichts mit der Schlange zu tun. Vor 14 Tagen hatte ich mir dieses zum ersten mal zugezogen, Bei der Demontage eines Kühlerschlauch stieß ich mit den Ellenbogen an den Kotflügel des Schrottautos. Ein kleiner elektrisierender Schmerz den ich als Bagatelle angesehen hatte, verwandelte sich innerhalb kurze Zeit zu einen Tennisball großen Geschwulst.

 

 

Nicole

 

Somit war der Ausfall von Arno erstmal klar. Der nächste Tag war eine sehr schwierige Piste, die ich deshalb völlig alleine fahren musste. Zudem kam noch die enorme Hitze, die uns zu schaffen machte.

Arno

 

Am Abend heulte ein Rudel Dingos , die ganz in unserer Nähe waren, den gerade aufgehenden Vollmond an, während wir noch beim Abendessen saßen .Die Nacht war war genau wie der Tag. Es war besonders heiß und durch die Hitze im Wagen fanden wir keinen Schlaf. Wind kam auf ,der aber auch warm war und keine Abkühlung brachte. Dafür jedoch Regenwolken, die wir mit besonderer Besorgnis zur Kenntnis nahmen, weil wir genau in dem Rudall River Flussbett kampierten. 

Nicole

Mir gefiel das nicht so und ich war der Meinung wir sollten aus dem Flussbett sofort raus fahren.

 

Arno

Ich fand das bei der Dunkelheit jedoch nicht für angebracht, da wir durch eine sehr sandige Passage mussten und wegen mangelnder Sicht ein festfahren riskierten.

 

Nicole

Mit diesen Problemen beschäftigten wir uns die Nacht. Während um uns herum immer wieder das Heulen und Jaulen der Dingo zu hören war.

 

 

Arno

Nur ein paar Regentropfen vielen am morgen. Da es im Park zwei kleine Siedlungen der Martu Aboriginal gibt .Zum einen ist da Punmu und zum Anderen, dort fuhren wir hin, war da Parnngurr.

Der Weg war beschwerlich und zu unseren erstaunen trafen wir die beiden Schweizer dort erneut.

Eine kleine bescheidenen Einkaufsmöglichkeit nutzten wir und konnten Wasser auffüllen.

5 Tage waren wir im Park und hatten dort 300 km zurück gelegt. Gerne wäre ich nun zu der nur 50 km entfernten Canning Stock Route gefahren, um diese über 200km von Well 23 bis Well 33 zu folgen. Dort wäre in Kunawarritji ein Abzweigung

 

Nicole

Da musste ich dich aber wirklich mal bremsen. Mit deinen angeschwollen Armgelenk über die Sanddünen bei der Hitze und dann ganz alleine das wäre Wahnsinn!

 

 

Arno

Das habe ich eingesehen. Bzw. nicht ganz sondern so ein bisschen eingesehen. Deshalb standen wir am sechsten Tag wieder am gleichen Platz an jenem vermutlichen Parkeingang, um am nächsten Tag den Park nochmals zu durchfahren, um uns auf die Jagd machten. Wir jagten Kamele oder erlegten die fliehenden Emus.

 

 

Nicole

Die Jagd und das erlegen machten wir natürlich mit unserer Kamera und nicht mit einer Schusswaffe.

Das Outback faszinierte uns schon sehr.

Doch die enorme Hitze die wir nun in der Wüste hatten, konnte sich noch weiter steigern. Bereits früh am morgen fuhren wir los, weil es schon sehr warm war. Gegen 10 Uhr mussten wir schon eine Hitzepause einlegen. Um 13 Uhr war ein weiterfahren nicht mehr lustig. Wir fanden etwas Schutz in einer kleinen Schlucht, an einem kleinen See, in der schwarze Schwäne und ein paar Pelikane schwommen. Die Nacht fanden wir kaum Schlaf und kühlten unser T Shirts mit Wasser.

 

 

Bereits 10 Tage waren wir ohne nennenswerte Versorgungsmöglichkeit im Outback unterwegs. Nun mussten wir uns entscheiden wie es weiter gehen sollte. Die eine Route führte Richtung Broome zur Nationalstraße und die Andere ging über Asphalt über Marbel Bar nach Port Headland. Das war allerdings 300 km mehr Fahrerei für uns. Mir aber erschien das die bessere Variante und ich freute mich darauf mal wieder einkaufen zu können und unter Leuten zu kommen.

 

 


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Kommentare: 2
  • #1

    Horst Schanzenbach (Sonntag, 20 November 2016)

    Ihr seid ja sehr mutig so allein im Outback ,ich erinnere noch unsere Fahrt im 59 Holden von Brisbane über Northmandon , mit dem Ziel Mount Isa im Jahre 1970 aber leider ging der Motor kaput,wegen Őlmangel,sodas wir mit dem Flaying Doc weiter mussten. Ausgetrocknete Flussbette mussten wir desofteren durchqueren.Es tut richtig gut so einen Bericht zu lesen,da ist meine Erinnerung wieder voll present.Danke

  • #2

    Arno und Nicole (Sonntag, 05 Februar 2017 04:24)

    Seit 1970 hat sich hier bestimmt so einiges verändert. Würde u s interessieren wie du das damals hier erlebt hattest.JEgUU