Russisches Zitat:                         Tische jedjesch dalsche budjesch

                                                                            bedeutet

                                               Je langsamer du fährst, umso weiter kommst du.

Der lange Weg nach Murmansk 2013

Vorgeplänkel der Reisevorbereitung

       In den Hohen Norden 2013

 

Voller Neugierde und Unternehmens lust, wollen wir hinter dem Steuer die Welt auf eigene Faust erkunden. In Sommer 2013 hatten wir 6 Wochen lang das Land Karelien und die Menschen in Karelien kennen lernen. Wir hatten also neue Gebiete befahren, die nie zuvor ein ausrangiertes Feuerwehrauto bereist hat (frei nach Captain James T. Kirk). ,

Die autonome Republik Karelien ist das Grenzland zwischen den westlichen Finnland und dem östlich Russland. Im Süden grenzt es an St Petersburg und im Norden am Polarkreis. Beschrieben wird es als Land der blauen Seen, schroffen Felsen, wilden Flüssen und unendlichen Wäldern.

Das fast menschenleere Karelien hat das größte Waldgebiet Europas und mehr als die Hälfte der Fläche ist von den 60.000 Seen bedeckt. Und Nicole meint dazu:“ Karelien hat sicherlich auch die größte Masse an Mücken“. Lediglich 800.000 Menschen leben auf einer Fläche die fast so groß ist wie Deutschland.

Als Ziel einer langen Reise wird angepeilt, die nördlichste Großstadt der Welt: Murmansk

 

Nicole:

Ich fang dann mal an:

In Russland ist es doch kalt! Was wollt ihr denn da?

Macht nichts, wir haben genügend warme Sachen eingepackt!!

 

Und jetzt?

Sitzen wir an einem menschenleeren Sandstrand und die Sonne brennt unbarmherzig mit 29 Grad Treibhauswärme auf uns. Nur ein Schwanen Paar mit seinen Jungen gründeln den ganzen Tag hier vor uns herum und die Vögel zwitschern. Sonst herrscht angenehme Ruhe zur Erholung.

Als wir am Tag zuvor in Russland eingereist sind, haben wir bereits nach 15 km die russischen Schnellstraße verlassen, nachdem wir das erste Schild in kyrillisch entziffert hatten. Schon bald ist dort am Rand eine kalte Wasserquelle mit einem geschlossenen Badehäuschen für Kaltduscher - Also nix für Warmduscher wie Arno. Wir schleppen Kanisterweise frisches Wasser und befüllen unseren Tank damit. Die Straße wird dann immer schlechter, so das weite Strecken nur im ersten und zweiten Gang gefahren werden. Wir wissen eigentlich nicht mehr wo wir eigentlich sind, als wir erneut auf einen zugewachsenen Waldweg abbiegen, der auch noch bergab führt, zu eben jenen menschenleeren Sandstrand.

Es gibt kein Senf

Arno:

Na, das Schlimmste was uns bis dahin auf unseren langen Ritt durch Lettland passiert ist, haben wir ja noch nicht erwähnt.

Immerhin fahren wir in Lettland bereits auf kleinsten Wegen und so rund 300 km nur auf Staubstraße.

Rechts sind ein paar riesige Heuballen gestapelt. Dort fahren wir hin und beschließen zu bleiben. Nicole macht die vegetarischen Würstchen. Und nun passiert das Schlimmste.

Wir müssen unglaubliches mitmachen.

Denn es gibt kein Senf!

Fassungslos verspeisen wir die vegetarischen Würstchen ohne Senf.

Doch, - man glaubt es nicht - aber - es geeeht.

  

 Nicole:

Na ja, war gerade noch so zu ertragen. Aber nun berichte ich mal etwas von den

UNENTDECKTES RUSSISCH KARELIEN

 

Ein neuer Morgen, der auf eine Nacht ohne Dunkelheit folgt, beginnt. Vom Fahrzeug aus sehen wir manchmal auf die verstreut daliegenden Häuser aus Holz

 

Der erste bedeckte Himmel seitdem wir zu diesem Abenteuer aufgebrochen sind. Abenteuer warum? Nun immer wieder wird die Sicherheitslage von Russland kommentiert. Dass soviel geklaut wird. Wie haben wir das bisher erlebt.

Wir lassen den Wagen unbewacht und nicht verschlossen zurück. Tisch, Stühle und so weiter lassen wir draußen stehen. Denn mittlerweile wissen wir, dass die Diebstahlgefahr sehr gering ist. Denn wer in Russland beim Diebstahl erwischt wird, der kann mit mehreren Jahren Arbeitslager rechnen. So harte Bestrafungen lohnen sich nicht für kleine Diebstahldelikte.

 Wir wollen, anhand der vor ein paar Tagen gekauften russischen Karte, eine Passage zwischen zwei Straßen finden. Deshalb geht es noch tiefer in den Wald rein. Immer wieder kommen Gabelungen oder Abzweigungen, die uns rätseln lassen, welches der richtige Weg ist.

Seitdem wir die sicheren Wege verlassen haben, fahren wir durch die dicken, sattgrünen Wälder von russisch Karelien. Seit mehreren hunderten von Kilometer haben die Reifen keinen Asphalt mehr unter dem Profil gehabt. Hinweisschilder gibt es keine mehr. So navigieren wir uns mit Karte und Kompass und mit gefühlter Richtung durch. Und heute morgen sitzen wir nun am See und beschäftigen uns mit der Karte. Der Kompass zeigt, dass wir Richtung Westen fahren. Laut Karte kann das aber gar nicht sein. Es gibt keinen westlichen Weg. Außerdem müssen wir nach Norden. Wir müssen uns überraschen lassen, wo wir als bekennende GPS Dummys ohne GPS landen werden.

 Das Geheimnis der Seerosen

Aber uns beschäftigte zu diesem Zeitpunkt viel elementarere Dinge wie z. B.:

Woher wissen die Seerosen, dass am Abend, Abend ist und sie ihre Blüten schließen müssen und das am Morgen, Morgen ist und sie nun mit geöffneten Seerosenblüten da stehen? Und dass, obwohl Vorabend die Sonne schien und am morgen der Himmel bedeckt war? Solche wichtigen, weltbewegenden Sachen bleiben für uns ungeklärt.

 Nicole

Die Straße führt weiter Westwärts, dann nach Norden. Immer wieder bleiben wir stehen und prüfen unseren Kurs mit dem Kompass. Doch das kann alles gar nicht mit unserer Karte übereinstimmen. Was sollen wir machen. Wir können uns nicht erklären wo wir gerade sind.

So rumpeln wir weiter ins Unbekannte

 

Meter um Meter bzw. Kilometer um Kilometer fressen wir uns weiter durch die Waldwege mit den diversen Abzweigungen, die uns verwirren.

 Bei einem versteckten Kriegsdenkmal von 1944, an dem noch die vier verrosteten Stahlhelme der getöteten Soldaten liegen. Ein Helm liegt auf den Grab eines jungen Soldaten. Ein altes Foto von ihm hängt dort und er sieht nicht älter als 15 Jahre aus. Ich hebe den Helm vom Grab auf und darunter befindet sich ein buntes Bonbon, dass wohl für den Toten gedacht sein soll. An dem kleinen Denkmal hängt auch noch ein russischer Orden.

 

Ein paar Kilometer weiter kommt ein großes blaues Schild mit den Hinweis Grenzkontrolle. Das kann doch gar nicht sein. Wir sind angespannt. Nicht dass wir aus versehen einen illegalen Grenzübergang gefunden haben und in Finnland eingereist sind. Wir werden noch weitere 13 km durchgeschüttelt, als plötzlich ein, mit dicken Eisentüren und Stacheldraht gesicherter, verschlossener Grenzübergang auftaucht. Kein Wachposten ist hier, kein Mensch ist zu sehen oder zu hören. Auf jeden Fall wissen wir, dass wir falsch sind und beschließen alles wieder zurück zu fahren. Hätten wir das GPS Gerät von Bernd nicht zuhause gelassen, dann hätten wir gewusst, dass wir uns einen neuen Weg gebahnt hatten und nur wenige Kilometer am Grenzzaun entlang, hätten wir das angepeilte Ziel mit einer enormen Abkürzung erreicht. Doch das wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

 


Arno:

Nach diesem Erlebnis kommt meist die Frage.

Habt ihr denn keine Angst so wild in den Wäldern Russlands zu übernachten?

Doch das haben wir. Aber wir wissen noch nicht so genau wovor wir Angst haben sollen. Sind es die Orks die, die Wälder durchstreifen, oder sind es gar Klingonen oder Romulaner, die uns heutzutage das Fürchten leeren. Wenn die nicht, was ist es dann, was uns Sorge bereitet?

ANGST FRESSEN SEELE AUF

 

Die Fahrt geht weiter auf den Staubschüttellochbuckelwellblechpisten. Laut Karte fahren wir immer zwischen den Seen hindurch. Nur sehen wir die Seen vor lauter Wald und Bäume nicht. Selbst als wir am riesigen Lagoda See entlang fahren, ist dieser für uns unsichtbar. Und das obwohl es der größte Süßwassersee Europas ist, dessen viele kleine Inseln bereits die Fläche des Bodensees haben.

 Da treffen wir auf Olga, Andre und Galina

Es ging an einem Fluss entlang und wir entdecken einen Waldweg, der direkt zu einer Feuerstelle am Wasser führt. Ich steuerte den Magirus durch den Weg über eine starke Steigung durch ein kleines Schlammlöchchen direkt ans Wasser. Wir blieben dort. 

Arno

Während Nicole sich ans Essen kochen begibt, baue ich das Kanu auf, mit dem wir nach der warmen Mahlzeit auf den Fluss mit seinem pechschwarzen Wasser paddeln.

 Der Abend bricht herein ohne dunkel zu werden

und Nicole entfacht ein Feuer. Dabei ist es immer noch so warm das wir in kurzer Hose und mit dem T Shirt hier sitzen. Ich hohle das Musikkästchen heraus und nach einer Dose Bier, das wir gekühlt haben, indem wir ein Nasses Papiertuch drumherum gewickelt hatten, begeben wir uns an den Black Russian Cognac.

 Als das Feuer runter gebrannt ist und wir gerade beabsichtigen zu Bett zu gehen, kommt ein knatterndes Ural Gespann, dass die beste Zeit auch schon hinter sich hat, den Weg zu uns herabgefahren

 „Wir bekommen Besuch“, meint Nicole. „Oh ich kann mich gar nicht daran erinnern jemanden eingeladen zu haben.“

Nun erinnern wir uns daran, wie der kleine Hobbit einst Gandalf mit einem Guten Tag begrüßt hatte.

Gandalf fragte zurück: „Was meint ihr mit Guten Tag?

Meint ihr, dass dies ein guter Tag ist, gleich ob ich es wünsche oder nicht?

Oder meint ihr, dass euch der Tag gut bekommt?

Oder, dass dies ein Tag ist, an dem man gut sein muss?“

 Nicole

Unser Besuch stellt sich vor als Galina, Olga und Andre, die einen ganzen Picknickkorb, Wodka und Eis mitgebracht haben. Sie setzen sich zu uns an den Holztisch und breiten alles aus und laden uns natürlich ein an dem Gelage teilzunehmen. Doch ich bin müde und denke daran, wie die Geschichte beim kleinen Hobbit weiterging, als Gandalf den Hobbit zum Abenteuer überreden wollte. Der Hobbit sagte erneut: „Guten Tag“, und Gandalf: „Was ihr nicht alles unter Guten Tag versteht. Jetzt meint ihr, dass ihr mich damit loswerden könntet, dass es gut wäre, wenn ich jetzt verschwinden würde.“

So ging es auch mir, mit einem gedanklich zweiten neuen Guten Tag Wunsch.

 

Doch die drei blieben noch sehr lange. Wir unterhielten uns noch in russisch, in deutsch und vor allem mit vielen Gesten, sodass wir uns prima verstanden und schließlich tanzten wir auch noch im Wald zur Rock Musik, die laut aus unserem kleinen Musikästchen ertönte.

So wurde das doch ein dufter Abend.

Arno:

Die folgende Geschichte handelt von

Sumpfdrachenwurz und Sumpfblutauge

Waldschachtelhalme, und Sumpfveilchen, 

 Vier Tage lang begeben wir uns von Umba aus, auf eine Piste, die zunehmend schlechter wird und nach 42km in völlig verwahrlosten Zustand ist, mit Steinen, Buckeln und Löchern und nur noch in der Untersetzung befahrbar. Wir sind absolut in der Wildnis gelandet. Totale Abgeschieden- und Einsamkeit. Hier kommt kein Mensch mehr vorbei. Gibt es noch andere Menschen außer uns auf der Welt?

Nicole:

Das war schon eine sehr erlebnisreiche Zeit.

Die Fahrspur wird immer enger, die Bäume und die von Arno erwähnten Waldschachtelhalme, Sumpfveilchen, Sumpfdrachenwurz und Sumpfblutauge sowie anderes grünes Gewächs, erobern den verlassenen Weg zurück. Brücken sind rostig, zerfallen und unpassierbar. Schließlich an einer Brücke brechen wir ab, da dies Richtungsmäßig auch der falsche Weg ist. Zurück zu einer anderen Abzweigung. Dort wollen wir die Nacht verbringen und darauf warten das ein Auto vorbei kommt und wir nach dem Weg fragen können. Wir haben Glück. Einer von diesen kleinen Gnubbel Allradler kommt und der Fahrer weißt uns den Weg.

 Geisterdorf Munozero

Im Wald sehen wir ein paar Motorradfahrer an einem Feuer. Erst am nächsten Tag treffen wir diese wieder und sie berichten, dass sie einen Schreck bekommen haben, als unsere Feuerwehr des Weges kam. Nun gibt es Ärger dachten sie und hatten schnell das Feuer ausgemacht. 

Arno:

Wir aber übernachten am See in einem völlig verlassenen Dorf mit Holzhäusern, die zum Teil bereits verfallen sind. Munozero heißt dieses Geisterdorf. Es besteht aus etwa 30, verstreut am Ufer eines Sees liegenden, kleinen farblos, verwitterten Holzhäusern inmitten von Bäumen und Flechten und umgeben von violetten Blumen, die in der Sonne leuchten und von Sumpfdrachenwurz und den Sumpfblutaugen. Außer einigen Vögeln, die über den See schweben, bewegt sich nichts. Diese absolute                                                                                                              Stille ist eindrucksvoll.

Der dritte Tag in der völligen Wildnis und Einsamkeit beginnen wir mit einem Frühstück in der Doka. Denn draußen wimmelt es nur so von Insekten aller Art. Doch als wir aus dem verlassenen Dorf raus fahren wird der Weg total heftig und es schüttelt uns ganz schön durch. Denn auch diese Straße wurde schon vor langer Zeit aufgegeben.

 

Zunächst folgt eine Umfahrung an einer besonders schweren Stelle durch den Wald. Doch die Bäume stehen zu dicht. Der Blinker bricht ab. Ein Durchkommen ist, mit 2,50 Meter Breite, nicht möglich. Beim Zurücksetzen kommen außer ein paar Beulen in der Radkappe noch die Schmutzfänger hinzu, die vom Hinterrad aufgewickelt werden und abreißen. Da ein Umfahren für uns nicht möglich ist, müssen wir doch durch die schwierige Stelle.

Allrad goes into the wild

Nicole:

Ja, wir praktizieren eben “Allrad goes into the wild“ und an jener schwierigen Stelle setzen die Trittbretter auf beiden Seiten auf und kassieren ebenfalls Verbeulung und das darunter befestigte Brett reißt natürlich auch ab. ,Immer öfter muss Arno aussteigen und vor auslaufen um nach den Weg zu sehen. Dann weist er mich mit den Magirus nach rechts und links und schnell wieder rechts, gerade usw.... damit wir nicht mit den Differential aufsetzen . Ein bisschen mehr Bodenfreiheit könnte da behilflich sein.

 Eine Weile später folgt eine zerbröselte Brücke aus morschen Holzstämmen. Eine Umgehung muss durch das Flussbett erfolgen. Das strömende Wasser ist zwar mit 40 cm nicht sehr tief aber ein dicker, fetter, schroffer Felsen liegt in der Mitte, der Umfahren werden muss.

Also erstmals extrem langsam die Böschung runter in den Fluss, wenige Zentimeter Platz auf den beiden Seiten bleiben. Doch bei dieser Flussdurchfahrt, mit den dicken Steinen darin, mangelt es an Bodenfreiheit.

Das Differential setzt auf

Wir müssen abermals zurück. Das ist noch eine Schwierigkeitsstufe höher, denn es geht rückwärts das Flussbett wieder hoch, indem ebenfalls dicke Steinbrocken liegen. Ein fetter Steinkolos blockiert das Ganze, sodass wir nicht vorbei kommen können. Wir graben diesen nun mit der Pickhacke aus und rollen den Stein mit Muskelkraft und einer kleinen Winde den Berg hinauf. Den Berg abrollen geht nicht, denn da steht ja der Magirus. Mücken um schwirren uns und wir sind völlig verdreckt.

Schließlich sind wir oben und nun muss der Magirus auf den Gesteinsbrocken auch noch gedreht werden, damit wir die Aktion abbrechen und zurück fahren können. Am Ende des sehr langen Fahrtag, haben wir zahllose Waldschachtelhalme passiert, sind 59 km gefahren, aber nur 15 km weiter gekommen.

 

Nach 230 km absolute Wildnis und Off Road sind wir wieder auf Asphalt und in der Zivilisation und freuen uns eine Tankstelle zu finden .Es ist an der Zeit eine Pause einzulegen.

Arno:

So eine Pause wie an den kleinen Sandstrand meinst du?

Noch 300 Kilometer Luftlinie ermittle ich laut Karte, trennt uns noch vom Arctic Zirkel. Also den Polarkreis. Es ist erst vier Uhr morgens aber ich bin hellwach. Kein Wunder es wird ja auch überhaupt nicht mehr dunkel und die Sonne brennt bereits durch das Fenster.

 

Der See ist überraschend groß stellen wir fest, als der 15 PS Außenborder uns über das sanfte Wasser gleiten lässt. Menschenleer ist dieses riesige Gewässer, dass eine unüberschaubare Anzahl von Inseln hat. Wir erobern eine kleine Vier-Baum-Insel und gehen dort an Land . Auf der nichts außer die vier eng aneinander stehenden Bäume sind. (Vielleicht stand da noch irgendwo ein Sumpfdrachenwurz.) Eigentlich wollten wir den See umrunden. Aber jetzt, nachdem wir eine weiter große Insel umfahren haben, sehen wir erst das richtige Ausmaß.

Verschollen im Schilfgürtel

Denn wir können kein Ende erkennen. Das ist viel zu weit für uns und wir kurven noch ein bisschen zwischen den Inseln und wollen dann zurück. Wir fahren zum Ufer doch irgendwie sieht alles gleich aus. Immer am Ufer entlang, doch wir können nichts entdecken was uns bekannt vorkommt. Vielleicht hinter den nächsten Schilfgürtel? Das Wasser ist dort aber zu flach und wir können nicht dadurch motoren sondern müssen paddeln. Blöderweise wohnen im Schilf auch jede Menge Stechfliegen und Bremsen die uns attackieren. Sodass wir froh sind aus dem Schilfgürtel zu kommen. Dahinter sollte dann aber unsere Bucht kommen. Aber.... Nichts dergleichen! Nun ist unser flaues Gefühl bestätigt. Wir haben uns verfahren und wissen nicht mehr wo wir sind und wie wir zurück kommen. Selbst der Schilfgürtel scheint auf einmal verschwunden zu sein. Mühsam finden wir diesen wieder und besuchen unsere nicht-Freunde; die Stechfliegen und Bremsen, noch einmal, die sich über die willkommene blutige Zwischenmahlzeit freuen und anscheinend bereits ihre Familie und Freunde eingeladen haben. Dahinter geht das Gesuche aber erst richtig los. Wo kamen wir her und wie lange haben wir noch genügend Sprit? 

Wenn wir doch jemanden fragen könnten. Aber hier ist kein Mensch und wenn jemand da wäre, wonach sollten wir denn fragen in welcher Sprache??? Schließlich entdecken wir unsere kleine Vier-Baum-Insel. Doch beim näher kommen entpuppt diese sich, als eine ähnlich aussehende Insel. Wir werden immer nervöser. Die Suche geht weiter. Dahinten muss sie sein, meint Nicole. Erleichtert stellen wir beim näherkommen fest, dass dieses die richtige Insel ist und von diesen Punkt an finden wir auch zurück. 7 oder 8 Liter Benzin vom 10 Liter Tank haben wir verfahren. Viel länger hätte es nicht mehr dauern dürfen.

Nicole:

Na ja! Ich erinnere mich mehr an die Pause

auf der Feuerwache.

In einem Ort besuchen wir die Feuerwehrstation. Alle kommen zusammen begrüßen uns. Einer macht eine Führung durch alle Räume und zeigt, wie die Schläuche gelagert werden und wie sie repariert werden. Die Allrad Fahrzeuge, das Boot, Sauerstoff und einfach alles. Der Hauptbrandmeister oder wie auch immer der Chef genannt wird, lädt uns in die Büroräumen ein. Stellt uns eine Frau am Computer als seine Sekretärin vor. Nein, nein alle lachen! Das war nur ein Scherz. Sie ist die Ingenieurin hier bei der Feuerwache. Der Hauptbrandmeister ist nun 51 Jahre und bald wird sein Bild das Loch in der Ahnengalerie der Brandmeister füllen. 

Arno:

Meine Haare sind zu lang für einen Feuerwehrmann bemängelt er. Wir sind vergnügt un scherzen, dass sein Bauch auch zu viel sei für einen Feuerwehrmann.

 Auch zum Essen in der Gemeinschaftsküche werden wir eingeladen. Nach ein paar Erinnerungsfotos geht es dann weiter.

                                                                                            Zur Kola Halbinsel

Nicole:

:So wie wir bereits im Baltikum die Landesgrenzen fast unbemerkt überschritten haben, so überqueren wir auch die innerrussische Landesgrenze der Republik Karelien beinahe unbemerkt. Dabei wollte Karelien 1990 als erstes Land seine Unabhängigkeit von Russland haben. Das konnte allerdings nicht durchgesetzt werden. Denn erstens leben nur sehr wenige Karelier in den großen karelischen Waldgebiet und zweitens würde es bedeuten das die Region Murmansk und die Kola Halbinsel dann abgeschnitten wären. Zudem käme Finnland in keinster Weise darauf finnisch Karelien abzutreten. Also hatten die 3 Baltischen Länder damals den Vortritt.

                                                                                                      Aber wie ging es denn nun eigentlich weiter?

Arno:

Eine Ansammlung von braunen, verwitterten Holzhäusern ohne Farbanstriche. So sehen die Orte aus, die wir durchfahren. Besondere Einkaufsmöglichkeit gibt es hier auch keine. Allerdings sind die Grundnahrungsmittel im hiesigen Einkaufsladen, der das Zentrum des Ortes darstellt, vorhanden.

Nach gut 800 km - wie sagt man so schön – Off-Road-Weg – erreichen wir mal wieder Asphalt. Das Geschepper und Klappern, verursacht durch die Unebenheiten, ist vorbei und wir können sogar zur Abwechslung mal die Musik anmachen. Etwa zeitgleich setzt ein Wärmegewitter ein.

 Eine Mischung aus Sand, Staub und Wellen

Zwei Stunden fahren wir über die Asphaltstraße, finden eine Tankstelle und biegen dann wieder auf die bekannten Strecken ab, deren Belag eine Mischung aus Sand, Staub und Wellen ist. Eine Straße, die nicht einmal ansatzweise auf der Reise Know How Karte eingezeichnet ist.

 

Ein Tempo von 40 km/h ist ein akzeptables Tempo, sodass die Räder immer nur den Wellenkamm berühren und das Fahren bzw. das Lenken sich anfühlt als schwimme das Fahrzeug darüber. Das Schöne ist, dass bei der Nässe es nun wenigstens nicht mehr so staubt. Dafür ist der Nichtbelag aber auch noch glatt wie Schmierseife geworden. Gepaart mit den eben beschriebenen Wellblechbelag ist das Fahren nun ein wahrer Eiertanz. In den Kurven hat sich oft einen dicke Sandwulst gebildet. Wenn ein Rad dort hinein fährt wird das Fahrzeug geradezu angesaugt und aus der Kurve getragen. Aber Nicole die nun schon seit mehr als 1000 km auf solchen Straßen fährt ist mittlerweile sehr geübt und lenkt den Magirus meisterhaft.

 

Durch die Nässe ist dieser Nichtbelag auch noch schleimig geworden und es fühlt sich an wie Schmierseife bei sowieso schon geringer Bodenhaftung kurz bevor wir den Arctic Zirkel erreichen.

Nicole:

Arktischer Zirkel, sag doch gleich, dass du den Polarkreis meinst. Die Straße ist super ausgebaut und erstaunlich wenig befahren. Ein unscheinbarer Rastplatz und ein Betonpfeiler deutet darauf hin, dass wir den Arktischen Kreis überschreiten. Nur kurz hinter diesen Polarkreis erscheinen die Markierungen, dass wir Karelien verlassen.

Die Außentemperatur sinkt

Kandalshka auf der Kola Halbinsel ist die erste größere Ortschaft nördlich des Polarkreises. Einen großen Ort, nein es ist schon einen Stadt in einer Größenordnung die wir nirgendwo in Karelien gefunden hatten. ,

Auf Kola ändert sich auch das Landschaftsbild. Endlich mal ein weiter Blick über die Kandalashka Bucht oder Fjord von Belomok bzw. auf Deutsch: das weiße Meer, sowie auf die Berge der Kola Halbinsel.

 

Die Temperatur ist weiter gesunken auf nur noch acht Grad. Dazu gibt es Regen, abwechselnd mit Starkregen und Dauerregen.

Monchegorsk heißt die nächste Stadt. Diese Stadt präsentiert sich entsetzlich hässlich. Sie besteht und lebt von einem Werk mit riesiger Ausdehnung das irgendetwas produziert und die gesamte Gegen hier bereits verwüstet hat. Aus den großen, rot-weißen Fabrikschornsteinen bläst ein gelblicher Qualm in den Himmel. Diesen Qualm kann man schon aus weiter Ferne ausmachen und Nicole dachte zuerst das sei eine Windhose. Das Fabrikgelände ist mit einen Stacheldrahtrollzaun und jede Menge Überwachungskameras gesichert. An einem der rostigen verwitterten steinernen Gebäude kann man die Jahreszahl 1963 lesen. Seitdem gibt es diesen Betrieb hier, der dieser Stadt den Lebensinhalt gibt.

 

Hier tauschen wir Geld in einer Bank, die sicherlich noch niemals ein Tourist zum Geldwechsel aufgesucht hat. Denn es ist nicht mehr weit bis zu unserem Zielpunkt:

Arno:

Murmansk! Der Name der nördlichsten Großstadt der Welt,

der bei uns einen unwiderstehlichen Zauber auslöst, erreichen wir am 31. Tag unserer Reise nach 3840 km. Wir hätten ein schönes prunkvolles Ortseingangsschild erwartet. Aber nur ein schlichtes, weißes Schild steht in kyrillisch am Straßenrand.Die Stadt, die nicht die Schönste ist, hat einen etwas 

morbiden Charme. Insbesondere durch den nahen Hafen in dem alles irgendwie völlig rostig aussieht. So dass dieser einzige, immer eisfreie, Hafen im Nordpolarmeer eher wie ein großer Schrottplatz aussieht. Wir folgen der Straße entlang des Meeres und plötzlich kommt so etwas wie eine große Zollstation. Hier beginnt das Sperrgebiet indem die alten Atom angetriebene Schiffswracks liegen. Wir wollen schon wieder umdrehen. Doch das geht nicht. Ein junger Uniformierter verlangt sofort unser Pässe und bringt mich mitsamt den Pässen zu einem Gebäude, indem der nächst höhere Offizier diese in Empfang nimmt. Währenddessen wird ein schweres eisernes Nagelbrett hinter den Reifen des Magirus geworfen um uns ans Wegfahren zu hindern. Nachdem unsere Ausweise noch fotografiert wurden sollen wir umdrehen und zurück fahren. Nicole hatte das mit den Nagelbrett nicht mitbekommen und hat bereits den Rückwärtsgang eingelegt. Gerade noch rechtzeitig stoppe ich die Aktion und bitte darum dieses olle vernagelte Teil zu entfernen. Und nun beginnt der letzte Teil in Russland!

Nicole:

Ich erinnere mich an das Straßenschild. Es zeigt an, das es noch 168 km bis zur Grenze sind. Zu unseren Erstaunen befindet sich der Straßenbelag in einem relativ guten Zustand. Auf dieser Strecke befinden sich tolle Badeplätzen und Seen, aber keine Orte oder Häuser weit und breit. 50 km vor der finnischen Grenze biegen wir ein letztes mal in die Wildnis ab und es heißt:

Living on a shoestring

Irgendwie scheint der Weg sich aufzulösen und setzt unter seiner lehmig, teilweise schlammigen Oberfläche jede Menge dicke Steine und Felsbrocken frei, von der Größe von Fußbällen bzw. Medizinbällen. Eine Umfahrung dieser Brocken ist nicht möglich, sodass wir darüber müssen und hoffen das das Differential nicht Leck schlägt. In den nächsten 1 3/4 Stunden haben wir nur sieben Kilometer geschafft und keine Ende der Wegstruktur ist zu erwarten.

 

Der Wald sieht immer anders aus. Tiere muss es auch geben, denn ich entdecke wieder ein Stück Elchkot – nein man nennt diese Elchkacke ja Losung. Habe ich doch gesagt es gibt doch Elche hier, obwohl wir außer einen Hasen noch keine Tiere zu Gesicht bekommen haben.

Arno:

Na das stimmt nicht ganz ein Eichhörnchen haben wir auch schon gesehen.

Wir versuchen einen Weg durch das Dickicht des grünen Waldes zu finden. Die beiden Außenspiegel sind bereits seit langem eingeklappt,

45 Minuten für 5 km

In den nächsten 45 Minuten schaffen wir fünf Kilometer. Die Äste knacken und krachen, wenn wir in der Geländeuntersetzung uns langsam einen Weg bahnen. Das Dickicht zieht sich immer weiter zu . Wasserlöcher müssen durchfahren werden, die mit morschen Holzbalken versehen worden sind. Kleine Holzbrücken, die schon recht morsch aussehen, müssen passiert werden. Zweimal holen wir unsere Bretter raus und legen diese zur Sicherheit über diese Brücken.

 

An einer besonders sumpfigen und schwierigen Stelle wurden vor Jahren mal Baumstämme hingelegt die nun total rutschig sind. Eine Überquerung scheitert zunächst und die Räder rutschen durch. Nur mit Hilfe der Quer und Längssperren kommen wir dort rüber.

45 Minuten weiter haben wir nur noch vier Kilometer geschafft. Um einen besseren Überblick zu haben, klappen wir die Heckleiter aus und gehen auf's Dach. Zwischen den Bäumen können wir mit dem Fernglas Wasser erkennen.

Doch dann ist es der Weg, der so dicht bewachsen ist, dass dieser uns zum umkehren zwingt.

So fahren wir langsam durch die Schlaglöcher durch die brechenden Äste zurück. Der Wagen ächzt und es scheppert alles Mögliche im Fahrzeug. Den vorderen Fühler reißen wir uns irgendwo ab.

Den ganzen Tag sind wir nun durch die grüne Hölle gefahren und müssen doch wieder zurück.

 

Jede Menge Elchkot und Elchspuren finden wir in nächster Umgebung als wir am Abend unsere warme Duschen genießen.

Wir verlassen das Land und fahren in Norwegen weiter. 

Hier haben wir noch einen kurzen Trailer von der Tour: