Zitat Beryl Markham:                                        Kein Horizont ist so fern,

                                                                            dass man ihn nicht erreichen

                                                                      oder über Ihn hinausgelangen könnte

            Türkei Impressionen von 2010 und 2012

Nicole:

Klong, klong, klong, ertönte es bei jeden Meter den wir weiter rollten. Irgendetwas stimmte nicht am Bus. Tatsächlich hatte sich ein fetter Stein zwischen den Reifen verkeilt. Wir waren unterwegs auf einer Geröllstraße der Kapidaki Halbinsel im Marmaris Meer. Um den Stein zu entfernen fuhren wir in eine wunderschöne fast unberührte Naturbadebucht.

Delfine und Wasserschildkröten 

In der nahen Flussmündung tummelten sich zahlreiche Wasserschildkröten. Wir machten uns einen Spaß daraus diese einzufangen. Schon bald hatten wir 10 Stück.

Arno:

Wir mussten den Reifen entfernen um den Stein zu lösen. Da sahen wir ganz nahe wie 2 Delfine aus dem Wasser sprangen. Insgesamt konnten wir in dieser Zeit 6 Delfine bei ihren flinken Bewegungen beobachten.

 Ein türkische Familie suchte den Strand auf. Sofort kamen wir ins Gespräch. Sie luden uns zum Cay ein und schenkte 


uns noch 2 Wassermelonen.

Rote Zwiebeln

Nicole:

Echt nett die Leute dort. Und dann kamen wir durch einen altertümlichen idyllischen Dorf. Mich begeisterten diese roten Zwiebeln, die zu einem Zopf gebunden, am Straßenrand angeboten wurden. Für umgerechnet 1,50 € kaufte ich nun die Zwiebeln und erfuhren das es eine besonders köstliche Sorte sei, die nur auf Kapidaki wachsen. Da wir uns anschließen am Strand festgefahren hatten, blieben wir einfach dort um die geschmackvollen Zwiebeln 

 


zuzubereiten. Ich glaub da sind wir uns einig das diese wirklich sehr lecker waren – oder?

Arno

Ganz klar, die waren echt super. Und so frisch gestärkt konnten wir den Bus, mit Hilfe der Sandbleche auch wieder flott frei bekommen, um zum Isnik See, in der Region Bursa zu fahren. Da in dem See zahlreiche Schlangen schwammen,mochte ich zunächst nicht einmal ein Fuß ins Wasser setzen.

Nicole

Mich hatten die Schlangen nicht so sehr .

beunruhigt. Insbesondere da es noch mehr Menschen gab, die sich dort im Wasser vergnügten und mir versicherten das die Schlangen harmlos seien.

Rund um Bolu

Doch ein echtes Highlight entdeckte ich auf

dem Weg nach Bolu. Hinter dem grünen Bewuchs sah ich etwas weißes schimmern.

Als wir uns näherten erkannten wir, das dieses eine Naturschönheit war, ähnlich wie die Sinterterrassen in Pamukale. Ein Platz der sich 

auf jeden Fall zum bleiben lohnte. Denn oberhalb wurde das Wasser in einem Schwimmbecken .aufgefangen und ein besonderes Vergnügen bereitete uns das herum klettern auf den weißen Felsen

Die Stadt Bolu war, ich glaub nicht einmal 10 km entfernt, von diesem Platz. Und nur 40 km von Bolu entfernt begann der Yedigöller National Park. Der feste Straßenbelag verschwand , als die Region besonders Waldreich wurde. Der Weg führte immer tiefer hinab bis zu den 7 Seen. Dort blieben wir und erwanderten die Gegend.

12 Tote beim Unwetter

Arno:

 

Es war am 5 Juli 2012. Es war unser sechzehnter Reisetag, als eine sehr schwarze Wolke auf uns zuzog. Ein enormes Gewitter entlud sich, mit so einem heftigen Regen der eine Weiterfahrt unmöglich machte. Wir blieben auf einen Berg vor Torbali stehen. Erst um 16:30 hörte es langsam wieder auf. Doch wir hatten keine Lust auf Weiterfahrt.

,

Nicole: 

Ohja, und am nächsten Tag war wieder strahlend blauer Himmel, als wäre nichts gewesen. Aber als wir durch Tükeli kamen waren wir erstaunt wie heruntergekommen dieser Ort war. Erst bei  den Anblick der Straßenschäden und diversen Erdrutschen und Straßensperrungen wurde uns  klar das dieses vom gestrigen Unwetter verursacht wurde. Ein Damm war hier gebrochen und es gab 12 Todesopfer erfahren wir.


Arno:

Mit frischen Gemüse und saftigen duftenden Aprikosen im Gepäcknetz, fuhren wir in einem immer grüner werdenden Tal hinab. Weißt du Nicole, diese bezaubernde Schlucht wird schon bald nicht mehr existent sein. Sie mal, der sich neu bildende Stausee, hatte bereits die tiefer führende Straße zum Teil überflutet.

Nicole

Die Häuser auf der gegenüberliegenden Seite hinterließen einen verwaisten Eindruck und wir konnten beobachten wie die ehemalige Bewohner ihr Hab und Gut dort abtransportierten. Die Nacht über blieben wir an dem Punkt, bei der die Straße im Wasser endete. Viele Mücken um schwirrten uns, so das ein gemütliches draußen sitzen kaum möglich war. In der Nacht war das Wasser noch weiter gestiegen und kam den Bus bedrohlich nahe..

Naturspalt im Canyon

Arno:

Da nun anstatt der nächtlichen Mückenplage, die kleinen unbarmherzigen Fliegen uns nicht in Ruhe ließen, verzichteten wir auf ein Frühstück. Erst in den Canyon von Ardanuc gab es die Aprikosen und dazu heißen Kaffee.

In der Schacht-wand befand sich ein schmaler Naturspalt. Ein gepflasterter Weg mit einem grünen Eisengeländer führte direkt dort hin.

Wir krabbelten dort hindurch bis der Weg vor einer gigantischen Wand endete,an der wir jedoch rechts weiter hoch klettern konnten um  ganz oben die Vogelperspektive genießen zu können.

Nicole

Der Abstieg war jedoch brenzliger als der Aufstieg. Das wir auf der Rückreise genau hier Notfallmäßig drei Tage verbringen würden, konnten zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen.

Denn auf der Rückreise war unser Hund lebensbedrohlich erkrankt. Wir befürchteten, das er sterben würde. In Ardanuc war er nicht mehr in der Lage, das Geschaukelt im Bus durchzuhalten. Deshalb blieben wir einfach am Straßenrand auf einer kleinen Wiese stehen. 

Arno

Auch wenn es kein sehr guter Platz war, so schutzlos in der prallen Sonne bei 32 Grad weinten wir um unseren Hund. Er erbrach, kotete sich ein und konnte kaum laufen. Wir pflegten,Wuschen Fütterten und streichelte ihn und legten ihn drei mal täglich eine Infusion Ich punktierte seine Beinvenen. Dabei zuckte er nicht einmal, obwohl ich die Beinvenen nicht sofort traf. Wir päppelten ihn so lange auf bis er nach 3 Tagen uns kräftig genug erschien ,um die Heimreise auf den kürzesten Weg fortsetzen zu können.

Nicole

Lass uns nicht soviel über unsern Hund

schreiben, da kommen mir bloß die Tränen. Denn er starb 2,5 Monate später in meinen Armen.

Also lieber weiter im Text:

 Langsam schraubte sich der Bus, im weiteren Reiseverlauf, den Cadir Bagi Pass bis auf 2600 Meter Höhe. Die Sonne war noch kräftig wärmend, als wir auf dem Scheitelpunkt des Berges auf einer Wiese unser Lager aufschlugen. Das es in der Nacht, beträchtlich kalt werden würde, damit hatten wir nicht gerechnet. Das Quecksilber sank auf 13 Grad. Am nächsten                                                                                                                 Morgen bescherte uns der  Berg dichten Nebel                                                                                                              und wir froren bei nur noch 10 Grad.

Arno

Es ging recht schnell raus, aus dem Nebel und wir kamen zu einer kleinen Ansammlung von einfachen Steinhäusern, die uns an  einer Wild West Idylle aus einem anderen Jahrhundert erinnerten. Aber sie war real. Nur wenig Autos gab es hier. Dafür aber Pferde mit stolzen Reitern. Zunächst recht schüchtern stiegen wir aus, um uns ein wenig in einem Laden umzusehen, an dessen Außenwand silberne Töpfe glänzend in der Sonne hingen

Es waren wirklich sehr ärmliche Verhältnisse

Ambulante Metzgerei

hier, aber die Kurden waren sehr liebenswürdig zu uns. Die Männer kamen mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf uns zu, um uns mit Handschlag zu begrüßen. Durch diese Gesten fühlten uns Willkommen so das wir uns nicht mehr scheuten nach einer Film und Foto Erlaubnis zu Fragen.

Gerne zeigten Sie uns den Frisörladen, führten uns zum Kebab Stand.....

 Nicole

….. oder zu der ambulante Metzgerei in der gerade einige Schafe geschlachtet wurden Mit

dem Mund und einem Blasrohr wurden die toten Tiere wie ein Ballon auf gepustet, um sie anschließend zu häuten. Das ist auf dem kurzen Filmclip  ganz gut zu sehen.

Wir erfuhren wieder die herzliche anatolische Gastfreundlichkeit und sie luden uns zum Tee in ihre, schlicht wirkenden, jedoch urig gemütlichen, aus Brettern gebauten Holzhäuschen ein. Auch die weiteren Dörfer die wir durchfuhren waren recht einfach und aus unserer Betrachtungsweise, zum Teil etwas renovierungsbedürftig.

 

Arno

In dieser regenfreien Periode war alles sehr staubig. Vor den Häusern wurden deshalb Kuhfladen zum trocknen ausgebreitet oder zu

Kuhdung in wabernden Hitze

einer lockeren Mauer gestapelt. Dieser Kuhdung wird in der kalten Jahreszeit verbrannt, um die Häuser einzuheizen. Nun aber dünsteten sie in der wabernden Hitze einen säuerlichen unangenehmen Geruch aus, der die dörfliche Atmosphäre beherrschte..

 

 Nicole

Von der in 1700 Meter hoch gelegene Nordost- anatolischen Provinzhauptstadt Kars, führte eine breite vierspurige 42 km lange Asphaltstraße, zu der 300 Meter tiefer gelegenen historischen Ruinenstadt Ani. Da auf diesem breiten Highway kaum ein Auto fuhr, konnten wir uns nicht erklären, aus welchen Grunde hier eine Autobahnähnliche Straße gebaut wurde. 

Wir vermuteten ,das es vielleicht ein zukünftiger Grenzübergang zum ungeliebten Armenien werden sollte.

Denn die Ruinen von Ani befinden sich genau im Grenzbereich. Ani lag vor 1000 Jahren an der Seidenstraße und war damals Hauptstadt des Königreich Armeniens. Wir blieben ein paar Tage auf dem Parkplatz vor den eindrucksvollen Ruinen stehen.

 Arno

Natürlich besichtigten wir das Gelände auf dem 

die 1001 Kirchen einst gestanden hatten. Bzw das was noch davon übrig geblieben war. Ob die recht unprofessionellen Restaurierungsarbeiten an den Gebäuden zu deren Erhalt beitragen werden, vermag ich nicht zu beurteilen.

Ani liegt, von einer tiefen Schlucht umgeben. Vor dem Gelände führte ein unbefestigter schmaler Weg hinab zu dem in der Schlucht gelegenen Fluss Achurjan ,bis hin zu den alten verlassenen Höhlenwohnungen, die uns besonders faszinierten.

Dunkle Wolken am Horizont


Mit dem Fahrrädern unternahmen wir weitere Erkundungstouren. Als im nahen Dorf Ocakli, wie aus dem nichts, ein extremer Wind auftauchte und eine dunkle Wolke kündigte ,den bald Einsetzenden Regen an. Wir sahen, wie drei Bauern mit einer Plane gegen den Wind ankämpften. Sie versuchten diese schützend über das trockene Stroh zu ziehen. Es flatterte alles wild durch die Gegend und ich legte mein Fahrrad bei Seite um sofort mit anzupacken. Zunächst waren sie  so sehr beschäftigt ,das sie meine Hilfe gar nicht bemerkten.

.Erst als ich alte Autoreifen, zum Beschweren der Plane ,über die Leiter zu ihnen hochbrachte, nahmen sie mich wahr und mit vereinter Kraft  konnten wir das flatternde Teil bändigen.

Nicole

Mittlerweile hatte auch schon der Starkregen eingesetzt.Völlig durchnässt ,wollten wir zunächst im Bus etwas trockenes anziehen, bevor wir der Einladung von unseren gerade hinzugewonnen Freunden folgten. Nach drei tollen Tagen, verließen wir Ani, über Treckerwege und Staubpisten, dabei wirbelte der Bus soviel Staub auf, das der uns immer wieder überholte.Zudem prallten noch heran geflogene Heuschrecken in großen Mengen an unsere Windschutzscheibe ab.Je weiter wir in Kurdistan eindrangen,desto einfacher wurden die kleinen Wohnsiedlungen, die sich immer mehr einander ähnelten.

Arno

Die kleinen Dörfer im tiefsten Kurdistan standen in der Tat im harten Kontrast zu der ansonsten modernen Türkei. Manchmal erschien uns die Ortschaften vielmehr wie Flüchtlingscamps und nicht als Wohnsiedlungen. Oft konnten wir nicht erkennen welche Häuser Antik waren oder welche noch bewohnt wurden. Im Tagebuch notierte ich: "So lebten die Kurden früher, und so leben sie auch noch heute."

Wir kamen zu einer der 1000 Jahre alten verwitterten und grasbewachsene

gregorianischen Kirchenruinen. Diese stand recht versteckt mitten in einem Bauernhof. Es war eine noch intakte hübsche Kirche. Von der Landbevölkerung wurde sie praktikabel als Viehunterstand und als als Geräteschuppen zweckentfremdet.

  Zur Arche Noa's

Unsere Befürchtung das die Staubstraße so mindestens 50 km weitergeht, erwies sich als falsch. Die Straße wurde einspurig zum Teil mit Jahrhundertealten Steinpflaster.

Nicole:

Hier im tiefsten Anatolien eröffnete sich vor uns der Blick, auf den mythischen erhabenen Berg Ararat. Laut der biblische Geschichte hatte sich auf diesen Vulkankegel die Landung der Arche Noa abgespielt. Ein schiffsförmige Lehm-Fels- Formation ,sollen die versteinerten Überreste der Arche sein. Ein alter Mann präsentierte uns dazu, nicht ohne Stolz, sein Mini-Museum, von dem wir nicht nur diese vermeidliche Schiffswrack der Arche sahen, sondern auch einen überwältigen Blick auf den mit Schnee                                                                                                          bedeckten Vulkankegel Ararat genossen konnten.

Arno:

Vom Sultan Palast bei Dogubayazit waren wir nicht so angetan. Das lag zum einem, weil es uns zu touristisch erschlossen war und zum anderen, störte uns eine moderne Kuppel die zum Schutz der alten Gemäuer des Ishak Pascha Palast, das urtümliche Bild nicht mehr wiedergeben konnte.

Weiter ging es zu dem nur 35 km entfernten Iran Grenzübergang. Links von uns krönte die Silhouette des über 5000 Meter majestätische Ararat das Landschaftsbild. Bereits 6 km vor dem Übergang, stießen wir auf eine zweispurig wartende LKW Kolonne, die Tage darauf warteten über die Grenze fahren zu dürfen.

 Wir aber konnten auf der Gegenspur an Allen vorbei, um 300 Meter vor der iranischen Grenze, in einen Pistenweg zu einem Krater, der im Jahre 1920 von einem gewaltigen Meteor verursacht wurde, einzubiegen. Vom dortigen Militär wurde uns zwar gestattet diesen zu besichtigen, aber über Nacht durften wir nicht bleiben. 


 Der Ararat ist mit 5137 m, nahe der Grenze zu Armenien/ Ian,  der höchste Berg in Ostanatolien.
Der Ararat ist mit 5137 m, nahe der Grenze zu Armenien/ Ian, der höchste Berg in Ostanatolien.